Juden in Ebersheim

Juden in Ebersheim sind seit Mitte des 18. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Es waren die Familien Berney, Goldschmitt und Simon. Später kamen noch die Familien Mayer, Kahn, Nathan und andere dazu. Sie waren voll in das Gemeindeleben integriert. Es ist besonders daraus ersichtlich, dass viele mit Spitznamen angeredet wurden. Sie waren im Gesangsverein, Feuerwehr und anderen Vereinen. Die Kinder waren in der katholischen Schwesternschule und in der Volksschule.

In Ebersheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte des 18. Jahrhunderts zurück.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Ebersheim 1801/04 zwei jüdische Familien, 1816 18, 1824 29 jüdische Einwohner, 1827 und 1830 je 38, 1833 41(4,3 % von insgesamt 947 Einwohnern), 1855 47, 1861 58, 1875 50, 1880 59, 1890 51, 1900 52; in Harxheim: 1824 24, 1830 23, 1900 22. Die bekanntesten jüdischen Familien waren in Ebersheim die Familien Berney, Goldschmitt und Simon, etwas später als die vorgenannten die Familien Mayer, Kahn und Nathan.

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war einLehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Seit der Zeit um 1905 wurde vermutlich auf Grund der zurückgegangenen Zahlen der jüdischen Einwohner kein eigener Lehrer mehr angestellt; die Aufgaben wurden teilweise ehrenamtlich übernommen (1926 war Ferdinand Mayer bereits 30 Jahre als ehrenamtlicher Vorbeter tätig), teilweise durch auswärtige Lehrer (Religionsunterricht der Kinder). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat in Mainz.

Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: aus Ebersheim Berthold Kahn (geb. 1.10.1892 in Ebersheim, gef. 29.11.1914), aus Harxheim Julius Goldschmidt (geb. 6.8.1889 in Ebersheim, gef. 22.4.1918). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal der Gemeinde.

Unter den jüdischen Haushaltsvorstände in den 1920er-Jahren sind u.a. zu nennen: die Metzgermeister Nathan und David Goldschmitt sowie Markus und Siegfried Mayer, die Viehhändler Lazarus und Bernhard Goldschmitt sowie Leopold Simon, der Weinkommissionär Leopold Goldschmitt, die Kaufleute Ludwig Goldschmitt, Simon Nathan und Samuel Mayer. Fanny Nathan war Ellenwarenhändlerin, Sophie Berney hatte ein Geschäft für Kurz- und Tabakwaren.  Die jüdischen Einwohner waren im allgemeinen und Vereinsleben des Ortes insgesamt völlig integriert.

Um 1924, als zur Gemeinde noch 29 Personen in Ebersheim gehörten, waren die Gemeindevorsteher Max Mayer, Lazarus Goldschmidt und Ferdinand Mayer. Damals erhielten zwei Kinder der Gemeinde ihren Religionsunterricht durch Lehrer M. Kahn in Hechtsheim. An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa (1924 unter Leitung von Lazarus Goldschmidt).

1933 lebten noch etwa 25 jüdische Personen in Ebersheim. In den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Otto Nathan wurde 1933 aus nichtigem Grund in das KZ Osthofen eingewiesen. In die USA emigrierten u.a. 1935-36 Siegfried und Leo Goldschmidt sowie Leo Nathan, 1938 Fritz und Lothar Goldschmittt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört und die jüdische Wohnhäuser überfallen und völlig verwüstet. Auf Grund der Vorkommnisse flüchteten die meisten der bis dahin noch in Ebersheim lebenden jüdischen Personen zu Verwandten und Bekannten außerhalb von Ebersheim (insbesondere nach Mainz).

Von den in Ebersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“): Gustav Berney (1864), Sophie Berney (1861), Betty (Barbara) Feitler geb. Simon (1875), Bernhard Goldschmidt (1869), David Goldschmidt (1884), Hildegard Goldschmitt (1927), Leopold Goldschmitt (1858), Nathan Goldschmitt (1879), Nelly Goldschmitt (1893), Rosaline (Rosalie) Goldschmitt (1886), Hedwig Jacobsohn geb. Goldschmitt (1906), Josef Kahn (1888), Mathilde Kahn geb. Simon (1874), Siegfried Kahn (1896), Bertha Landau geb. Mayer (1861), Julius Mayer (1882), Klara Slager geb. Kahn (1890), Betti Wechsler geb. Nachmann (1862).

Quelle http://www.alemannia-judaica.de/ebersheim_synagoge.htm

Ein Kommentar:

  1. SCHUM.. und ich ☆1958 habe nie etwas darüber mitbekommen. Es gibt einiges nach zu holen.
    Danke an Herr Tapp.

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